Einfluss von NSAR auf die Heilung

Knochenheilung

Studien konnten zeigen, dass NSAR eine schädliche und signifikant verzögernde Wirkung auf die Knochenheilung haben. (García-Martínez et al. 2015, Dahners & Mullis 2004, Lack et al. 2013, Zhang et al. 2002, Wheatley et al. 2018)

Die meisten NSAR haben durch verschiedene Mechanismen negative Auswirkungen auf mesenchymale Zellen und insbesondere Osteoblasten. (García-Martínez et al. 2015)

Eine Kohorten-Studie an 700.000 Probanden, die den Effekt von NSAR auf eine Osteoporose Entwicklung untersuchte, ist zum Ergebnis gekommen, dass die hemmende Wirkung von Prostaglandinen Osteoporose und damit Frakturen nicht wie erwartet verhinderte; Im Gegenteil: Personen, die regelmäßige NSARs verwendeten, hatten  ein relatives Risiko von nicht-vertebralen Frakturen von 1,47 RR im Vergleich zu Personen, die keine NSARs erhielten. (van Staa et al. 2000)

Sehnen und Bänder

Die Verwendung von NSAR kann während der Heilung zu einer größeren Sehnenexkursion und einem größeren ROM führen, möglicherweise aufgrund einer verminderten Adhäsionsbildung (Tierstudie). (Szabo & Younger 1990)

Die Auswirkungen von NSAR (Ketorolak) auf die Heilung von Bändern wurde an 198 Probanden mit Kreuzbandrissen (Knochen-Patellasehnen-Transplantate) untersucht. Die Ergebnisse zeigten nach 6 Wochen einen signifikanten Anstieg der Laxität im Vergleich zur Kontrollgruppe (P=0.007). (Mehta et al. 2008)

In einer Studie an Patienten mit lateraler Kapselbandverletzung am Sprunggelenk wurden 364 Militär Probanden mit Grad I-Verletzung entweder mit Placebo oder Piroxicam versorgt. Die Gruppe, die NSAR erhielt, hatte weniger Schmerzen, kehrte schneller zum Training zurück und hatte eine bessere Ausdauer als nicht-NSAR-Anwender. Die NSAR Gruppe zeigte allerdings eine frühe Gelenkinstabilität (vorderer Schubladentest) sowie ein  reduziertes ROM in mehreren Ebenen. (Slatyer et al. 1997)

Muskelheilung und Training

Der Heilungszyklus des Muskels durch die Aktivierung von Satellitenzellen ist ein Hauptbestandteil der Anpassungsreaktion auf Training (Hypertrophie mit Krafttraining oder Veränderung des Muskelfasertyps mit Ausdauertraining). Ein Rückgang der Satellitenzellen  oder ihrer Fähigkeit, Aktin und Myosin zu synthetisieren, bedeuten eine verminderte Anpassung und Heilung nach einem Trauma. (Yin et al. 2013). Prostaglandine und COX-1- und COX-2-Prozesse sind unerlässlich, um die Aktivität der Satellitenzellen zu stimulieren und die Reparatur zu fördern. (Mendias et al. 2004). Da NSARs hier hemmend einwirken, schränkt der Einsatz möglicherweise den gewünschten Effekt des Trainings ein. (Machida & Takemasa 2010, Schoenfeld 201, Trappe et al. 20022).

Ödeme

Studien, die die Wirkung von NSAR auf Ödeme untersuchten, zeigten keine signifikanten Vorteile.

In einer Studie (90 Probanden) mit Grad II Sprunggelenksdistorsion wurde Diclofenac oder Paracetamol (Acetaminophen) verabreicht. Die Diclofenac Gruppe zeigte an Tag 2 (P=0.028) und Tag 10 (P=0.025) mehr Ödeme als die Paracetamol Gruppe. Die Schmerzen waren in der Paracetamol Gruppe geringer (P=0.0013).

Die Rückkehr zur Aktivität war in beiden Gruppen ähnlich und bis  Woche 6 bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. (Garcia de la Torre 1987, Aström & Westlin 1992, Lyrtzis et al. 2011)

Fazit

  • Auch wenn die Einnahme von NSAR eine leichte kurzfristige Schmerzlinderung mit sich bringt (z.B. zwischen -6,1 und -15 gegenüber Placebo auf einer Skala von „0-100“, van den Bekerom 2014), scheint die Einnahme bei einer Vielzahl von Verletzungen und Problemen einen negativen Heilungseinfluss zu haben. Da auch bzgl. des Nebenwirkungsprofils bedenken bestehen, ist ihr routinemäßige Einsatz nach Verletzungen zu hinterfragen.
  • NSARs werden häufig von Anbietern und Patienten zur Behandlung akuter Verletzungen eingesetzt, können aber die Heilung bei Muskel-Skelett-Verletzungen beeinträchtigen.
  • Tier- und Humanstudien haben gezeigt, dass NSARs einen schädlichen Einfluss auf die Knochenheilung haben.
  • NSARs scheinen einen hemmenden Effekt auf die Kollagenproduktion von Tenozyten zu haben, was die Sehnenheilung beeinträchtigen kann. 

Literaturangaben

Primärquelle: Fowler (2018) Do nonsteroidal anti-inflammatory drugs impair tissue healing?