10 wichtige Dinge, die Sie über Schmerz wissen sollten!
1. Jeder Schmerz ist eine normale, eigentlich sinnvolle (aber unangenehme) Reaktion auf etwas, was Ihr Nervensystem als eine bedrohliche Situation einschätzt. Er veranlasst Sie, Ihr Verhalten zu verändern. Jeder Schmerz ist real und nur Sie entscheiden, ob Sie Schmerzen haben oder nicht.
2. Unser Körper ist außen und innen mit Gefahrendetektoren ausgestattet. Es gibt keine Sensoren für Schmerz, sondern lediglich für Gefahr: Es existieren also auch keine Schmerzbahnen oder Schmerznerven.
3. Es mag sich überraschend anhören, aber die Intensität Ihrer Schmerzen stimmt nicht wirklich gut mit dem Ausmaß einer Verletzung überein: Schmerz ist kein verlässlicher Indikator, weder für einen Gewebeschaden noch für dessen Ausprägung. Schaden und Schmerz können völlig unabhängig voneinander auftreten.
4. Schmerz basiert auf der Abwägung von Sicherheit (SIM) und Gefahr (GIM): Wir werden dann Schmerzen empfinden, wenn das Gehirn entscheidet, dass für unseren Körper und sein Überleben mehr Gefahr als Sicherheit besteht und eine Schutzreaktion notwendig wird.
5. Schmerz steht mit weiträumigen Aktivitäten im Gehirn in Zusammenhang. Es gibt KEIN Schmerzzentrum im Gehirn; Schmerz ist eine bewusste Erfahrung und involviert verschiedenste Areale.
6. Schmerz ist abhängig vom Kontext.
Schmerz kann beeinflusst werden von: Dingen, die Sie sehen, hören, riechen, schmecken und berühren; den Dingen, die Sie sagen; Dingen, die Sie denken und glauben; Dingen, die Sie tun; Orten, die Sie aufsuchen; den Menschen in Ihrem Umfeld und Dingen, die in Ihrem Körper passieren.
7. Schmerz ist eine von vielen protektiven Reaktionen. Wenn der Körper bedroht wird, kann er mehrere Schutzsysteme gleichzeitig aktivieren:
Schmerzareale, Immun-, Hormon-, vegetatives Nervensystem,
motorisches System, Atmungssystem. Unser Nervensystem kann auch Gefühle wie Steifigkeit, Furcht oder Müdigkeit produzieren. Jedes dieser Systeme kann für sich und in Kombination mit anderen „überfürsorglich“ reagieren.
8. Der Mensch ist „bio-plastisch“: Während unsere Schutzsysteme, inklusive Schmerz, hochgeregelt und sensibilisiert werden können, weist das Phänomen der Bioplastizität darauf hin, dass sie sich auch wieder „abregen“ können. Schmerz ist ein biologisches Ereignis und alles in der Biologie verändert sich – bis zum letzten Atemzug.
9. Ein besseres Wissen über den Schmerz hilft sowohl dem Individuum als auch der Gesellschaft: Wissen über Schmerz ist Therapie. Wer die Gründe für seine Schmerzen kennt, kann aktiv agieren statt passiv zu reagieren. Wer unter anhaltendem Schmerz leidet, ist nicht allein – Millionen anderen Menschen geht es genauso. Es ist immer am besten, in seiner eigenen Umgebung Fortschritte zu machen. Halten Sie nach dem Schmerz-Champion in Ihrer Umgebung Ausschau.
10. Eine aktive Behandlungsstrategie verbessert die Erholung/Genesung.
Wer seinen Schmerz verstanden hat, kann aktiv an seiner Erholung mitarbeiten, durch:
- mehr Bewegung
- angemessene Ernährung
- ausreichend Schlaf und Erholung
- Abbau von „drohenden Gefahren im eigenen Leben“ (GIM)
- Entdecken von „Sicherheiten im eigenen Leben“ (SIM)
Literaturangaben
Verändert nach Mosley, G. L., & Butler, D. S. (2017). Explain pain supercharged. NOI.