Frühe OP oder Training & Edukation bei jungen Menschen mit primär traumatischen Meniskusrissen?

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Mittlerweile zeigen 10 randomisierte, kontrollierte Studien, dass eine arthroskopische Meniskusteilresektion bei älteren Patienten mit degenerativen Meniskusrissen keinen Vorteil gegenüber einer Placebo-OP oder einer Trainingstherapie hat. (1-3)

Unklar war dagegen bis dato die Situation bei jüngeren Patienten mit eher traumatischen Meniskusverletzungen. Skou und Kollegen (2022) bringen hier mit ihrer aktuellen Publikation „Licht ins Dunkel“.

Das nächste „bahnbrechende“ Ergebnis zur Kniegelenksrehabilitation

Mittlerweile zeigen 10 randomisierte, kontrollierte Studien, dass eine arthroskopische Meniskusteilresektion bei älteren Patienten mit degenerativen Meniskusrissen keinen Vorteil gegenüber einer Placebo-OP oder einer Trainingstherapie hat. (1-3)

Unklar war dagegen bis dato die Situation bei jüngeren Patienten mit eher traumatischen Meniskusverletzungen. Skou und Kollegen (2022) bringen hier mit ihrer aktuellen Publikation „Licht ins Dunkel“.

An 121 jüngeren Probanden (18-40 Jahre, mittleres Alter 29,7 Jahre) mit primär traumatischen Meniskusrissen (74% gaben ein traumatisches Ereignis an, ausgeschlossen wurden Patienten mit einem MRT-bestätigten umgeschlagenen Korbhenkelriss) testeten sie ein primär operatives Vorgehen (Meniskusteilresektion oder Meniskusrepair nach Entscheidung des jeweiligen Operateurs aus 7  dänischen Krankenhäusern) gegen einen primär nichtoperativen Ansatz aus Trainingstherapie (s. link bzgl. des Programmes) und Patientenedukation (2x Woche über 12 Wochen, gruppenbasiertes neuromuskuläres Training, je 30-45 min.) mit der Option einer späteren Operation, falls das Ergebnis für den Patienten nach eigener Einschätzung unbefriedigend war bzw. ein Schwellenwert für Schmerz bzw. Lebensqualität nicht erreicht wurde (Punktzahl von 25 oder weniger auf der Schmerz- und/oder Lebensqualitäts-Subskala des „Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score“, KOOS).

Das Ergebnis hat es in sich: Nach 12 Monaten waren die Ergebnisse zwischen beiden Ansätzen nicht signifikant unterschiedlich, wobei beide Gruppen klinisch relevante Verbesserungen im Vergleich zur Basislinie angaben.

KOOS-4-Scores (19,2 vs. 16,4 in den Gruppen Operation vs. Training; bereinigter mittlerer Unterschied, 5,4 [95 % KI, 0,7 bis 11,4]). s. Diagramm auf 3. Slide

26% der primär konservativ behandelten Patienten entschieden sich für eine OP, fast 3 von 4 allerdings dagegen.  Demzufolge sehen die Autoren in ihren Ergebnissen eine klare Rechtfertigung, die Präferenzen und Ziele des Patienten in der Therapieentscheidung stärker in der Mittelpunkt zu stellen. Das Dogma, dass jeder jüngere Patient mit einem traumatischen Meniskusriss operiert werden müsse, ist demzufolge nicht haltbar.

Link zum Programm: https://www.bodyworkmovementtherapies.com/cms/10.1016/j.jbmt.2017.07.010/attachment/31656b55-b97c-4b6a-ac12-7ad51c95a933/mmc1.pdf

Literaturangaben

Primärquelle: Skou et al. (2022) Early surgery or exercise and education for meniscal tears in young adults.

  1. Thorlund JB, Juhl CB, Roos EM, Lohmander LS. Arthroscopic surgery for degenerative knee: ystematic review and meta-analysis of bene?ts and harms. BMJ 2015;350:h2747.
  2. Siemieniuk RAC, Harris IA, Agoritsas T, et al. Arthroscopic surgery for degenerative knee arthritis and meniscal tears: a clinical practice guideline. BMJ 2017;357:j1982 10.1136/bmj.j1982.
  3. Abram SGF, Hopewell S, Monk AP, Bayliss LE, Beard DJ, Price AJ. Arthroscopic partial meniscectomy for meniscal tears of the knee: asystematic review and meta-analysis. Br J Sports Med 2020;54:652-63.