Edukation und die bewegungsinduzierte Schmerzreduktion (EIH)
Die Edukation vor der Ergometer-Belastung dauerte in beiden Gruppen ca. 15 min., war allerdings inhaltlich unterschiedlich:
- In der Kontrollgruppe wurden die Teilnehmer über Training und Schmerz informiert (1:1, mit Diskussionsmöglichkeit): Muskelermüdung und Schmerz, DOMS, „Schmerz während Belastung nicht schädlich“, „Sport erhöht die Schmerztoleranz“.
- In der Interventionsgruppe: Explizite und spezifische Edukation über übungsinduzierte Hypoalgesie. (s. Folie 2+3 )
Übungsinduzierte Hypoalgesie:
- Schmerz nimmt nach aerober Übung ab (Bewegung als Schmerzkiller, ähnlich einem Medikament)
- hält ca. 30 min. an
- besonders bei höherer Trainingsintensität
- Mechanismen nicht endgültig geklärt, aber wahrscheinlich „sprudeln“ nach Bewegung körpereigene Opioide/Endorphine (re.)
Ergebnisse:
Die Probanden, die die explizite Edukation durchlaufen hatten, waren überzeugter davon, dass eine einzige Trainingseinheit in der Lage sein könnte, den Schmerz zu reduzieren (p = 0.005). Außerdem gaben sie an, dass die erhaltenen Informationen ihre Überzeugung bzgl. der Wirkung von Bewegung auf Schmerz verändert hätte (p = 0.045).
In beiden Gruppen kam es zu einer bewegungsinduzierten Hypoalgesienach der Belastung auf dem Fahrradergometer, gemessen über einen Anstieg der Druckschmerzschwellen (Rectus femoris, Tibialis ant. und erstem Interosseus dorsalis). Allerdings war dieser Anstieg in der expliziten Edukationsgruppe signifikant höher: Interventionsgruppe = 0.78 kg/cm2, Kontrollgruppe = 0,24 kg/cm2, p= 0.002, Effektstärke der Differenz (r): 0.49.
Perspektive:
Die bewegungsinduzierte Hypoalgesie kann durch kognitive Prozesse, wie Edukation, gesteigert werden, was die Wirksamkeit von Bewegung in der Schmerztherapie beeinflussen könnte.
Insbesondere bei Patienten, die mit einer paradoxen Hyperalgesie auf Bewegung reagieren, könnte eine vorgeschaltete Edukationskomponente ein wichtiger „Türöffner“ sein.