Startseite Netzwerken Fachliche Themen Hypertrophietraining in der Reha

  • Hypertrophietraining in der Reha

    Veröffentlich von Lisa Huppertz on 27. Juli 2022 at 19:33

    Hallo ihr lieben Physios,

    bei uns in der Praxis wird aktuell das Thema “Hypertrophie-Training in der Reha” heiß diskutiert. Unsere Sportwissenschaftler sagen Folgendes:
    “Wir können mit den Patienten kein richtiges Hypertrophie-Training machen, da die Trainingsreize nicht groß genug sind um die Effekte der Hypertrophie (struktureller Schaden/hormonelle Anpassung) zu generieren.”
    Wie seht ihr diese Aussage? Macht ihr Hypertrophie-Training mit euren Patienten?

    Dazu kamen weitere Fragen auf:
    1. Wie viel des physiologischen ROM wird benötigt um die Maximalkraft zu bestimmen?
    2. Lässt sich der Hypertrophie-Effekt “einfach so” von gesunde auf kranke Strukturen übertragen? Oder gibt es Faktoren, die dies einschränken?
    3. Was ist der Ausgangswert der Maximalkraft? Bsp.: VKB-Ruptur rechts, post-operativ in der Remodellierungsphase. Linkes Bein 1RM im Beinstrecker 100kg, rechtes Bein 1RM im Beinstrecker 50kg. Um jetzt Hypertrophie-Training zu machen nehme ich 70-80% von 100kg ODER 70-80% von 50 kg?

    Ich bin gespannt auf eure Antworten und freue mich auf den fachlichen Austausch! 🙂

    Lisa

    Max Herbst hat geantwortet vor 2 years, 1 month aktiv. 2 Mitglieder · 1 Antwort
  • 1 Antwort
  • Max Herbst

    Mitglied
    30. Juli 2022 at 14:21

    Hallo Lisa,

    vielen Dank für die interessante Frage.

    Hypertrophietraining ist integrativer Bestandteil des Rehaprozesses und ist unbestritten, dass auch in der Therapie Anpassungen möglich sind, das zeigen u. a. die Studien aus dem BFR Bereich. Hughes L, Rosenblatt B, Haddad F et al. Comparing the effectiveness of blood flow restriction and traditional heavy load resistance training in the post-surgery rehabilitation of anterior cruciate ligament reconstruction patients: a uk national health service randomized controlled trial. Sports Medicine. 2019; 49: 1787.

    1. Grundsätzlich benötigt man gar kein großes ROM für eine Bestimmung der Maximalkraft. Theoretisch kann man bei einer dynamischen Messung einen bestimmten segmentalen Bereich selektieren und als Maximalkraftmessung definieren. Man muss nur realisieren, dass der ermittelte Wert evtl. nicht auf andere Gelenkwinkel zu übertragen ist, dito für isometrische Messungen.

    2. Grundsätzlich Ja: Einschränkende Faktoren könnten sein:

    a: zentral: Motivation; Ängste (z. B. vor einer Retraumatisierung), Vermeidungsmuster

    b: peripher: Schwellung, nozizeptiver Input aus dem betroffenen Gelenk – siehe auch Diskussion über die arthrogene Hemmung

    c: systemisch: z. B. Entzündungsstoffwechsel, Komorbidität

    Einige dieser Faktoren sind aber nicht explizit für den Rehabereich relevant, sondern auch für Gesunde!

    Hier noch ein Beitrag der dazu passt und dir ebenfalls weiterhelfen könnte.

    https://www.physiomeetsscience.net/muskelatrophie-nach-verletzung-des-vorderen-kreuzbandes/


    3. Geht ja nur 70-80% von 50kg….Eventuell sollte man sich gerade in der Reha in einer früheren Phase weniger an lastorientierte Methoden halten, sondern eher an volumenorientierte Methoden…z. B. Mitchell CJ, Churchward-Venne TA, West DWD et al. Resistance exercise load does not determine training-mediated hypertrophic gains in young men. Journal of Applied Physiology. 2012; 113: 71.

    Beste Grüße PMS

    Muskelatrophie nach Verletzung des vorderen Kreuzbandes

Log in to reply.