Über die strukturelle und funktionelle Kontinuität der Achillessehne und der Plantarfaszie!

Eine spannende, anatomische Studie der Arbeitsgruppe um Zwirner und Singh mit praktischer Relevanz!

Eine Plantarfasziopathie ist die häufigste Ursache für Schmerzen an der unteren Ferse und betrifft etwa ein Prozent der erwachsenen Bevölkerung. (1)

Dehntechniken, die sowohl auf die Plantarfaszie als auch die Achillessehne abzielen (2,3)

sowie ein hochintensives Krafttraining als Fersenheber mit einem Handtuch unten den Zehen (s. 1. Slide, 4) werden u.a. als effektive Maßnahmen empfohlen.

Hier wird deutlich, dass man therapeutisch von einer engen anatomischen und funktionellen Beziehung zwischen der Achillessehne und der Plantarfaszie ausgeht.

Die Achillessehne (AT) und die Plantarfaszie (PF) spielen biomechanisch eine entscheidende Rolle bei der Lastverteilung des Fußes. Sowohl die AT als auch die PF sind für die Absorption mechanischer Stöße sowie für die Stabilisierung des Längsgewölbes in der Abdruckphase des Gehens essenziell (5)

Zusammen mit der intrinsischen Fußmuskulatur bildet die PF eine primäre Struktur zur Unterstützung des medialen Längsgewölbes des Fußes (6,7) und reduziert die Wirkung der Bodenreaktionskraft auf die Mittelfußköpfe (8,9)

Die AT ist zudem in der Lage, während der Bewegung elastische potenzielle Energie zu speichern und freizusetzen, was dabei hilft, metabolische Energie einzusparen. (8)

Umstritten war bislang allerdings die exakte anatomische Beziehung dieser beiden Strukturen sowie die Frage, ob sie anatomisch verbunden sind. Einige Autoren gingen in der Vergangenheit von einer lebenslangen Kontinuität der AT und PF aus (10,11) während andere eine solche nur in der fetalen bzw. neonatalen Phase anerkannten. (12,13)

Zwirner et al. (14) bzw. Singh et al. (15) konnten durch 2 aktuelle Kadaverstudien hinsichtlich dieser Fragen wichtige Erkenntnisse gewinnen.

Sie beschreiben in den Ergebnissen eine starke und signifikante Korrelation zwischen der Dicke und dem Querschnitt der AT und der PF im Bereich ihrer Insertionen am Calcaneus. Die Ausrichtung der Trabekel im Fersenbein verliefen zudem kontinuierlich mit der Ausrichtung der Achillessehnenfaszikel zur Plantarfaszie, was auf eine Kraftübertragungslinie zwischen den beiden schließen lässt.

Folglich sprechen die Autoren von einer „Bindegewebsbrücke“ zwischen dem Paratenon der Achillessehne und der Plantarfaszie über das Periost des Calcaneus. Sie ziehen dabei eine Analogie zur Patella, dem größten Sesambein des Menschen. Der posteriore-inferiore Calcaneus könnte aus ihrer Sicht funktionell als Sesambein ähnlich der Patella im Sinne einer Verlängerung des Hebelarms wirken.

Diese enge funktionelle und anatomische Verbindung von AT und PF bilden aus Sicht der Autoren die Grundlage für gekoppelte Behandlungsstrategien, wie sie oben beschrieben sind.

High Load Krafttraining bei Plantarfasziopathie (Rathleff et al. 2015)

Literaturangaben

  1. https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S1526590018301123
  2. https://bjsm.bmj.com/content/55/19/1106
  3. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28985685/
  4. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25145882/
  5. https://link.springer.com/article/10.1007/s10067-012-1955-y
  6. https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/2309499018802482
  7. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/joa.12111
  8. https://journals.physiology.org/doi/full/10.1152/japplphysiol.00290.2017
  9. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0021929008001607?via%3Dihub
  10. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1469-7580.2008.00997.x
  11. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1469-7580.2006.00540.x
  12. https://www.jfas.org/article/S1067-2516(10)00189-4/fulltext
  13. https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/107110079501600707
  14. https://www.nature.com/articles/s41598-020-71316-z
  15. https://www.nature.com/articles/s41598-021-85251-0